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Ein geöffnetes Malbuch: In einem Meer von Wolken steht der Monats-Name April.

bidok Newsletter April 2024

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1. Neues aus der bidokbib

Wir wollen auf folgende neu in die bidokbib aufgespielte Texte hinweisen. Alle sind barrierefrei gestaltet und offen zugänglich (Open Access). Das PDF/UA-Format der Texte hilft dabei, sie für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen.
Hinweise: Bei den Texten handelt es sich sowohl um Neu-Aufnahmen, als auch um Übersiedlungen aus der alten digitalen Bibliothek von bidok.

bidok
freut sich über die Einreichung von wissenschaftlichen, aber auch nicht-wissenschaftlichen Texten zu den Themen Behinderung und Inklusion. Reichen Sie Ihren selbst verfassten Text als Erst- oder Wieder-Veröffentlichung bei bidok ein! Schreiben Sie uns eine E-Mail!
Logo der bidokbib, der barrierefreien digitalen Bibliothek von bidok.

2. bidok Autor:innen, Ausgabe 4 - Ottmar Miles-Paul

In unserem Newsletter wollen wir Autor:innen der bidokbib vorstellen. Bislang haben wir Georg Feuser, Swantje Köbsell und Peter Rödler vorgestellt.

In der bidokbib wird aber nicht nur Fach-Literatur aus der Wissenschaft veröffentlicht. Auch nicht-wissenschaftliche Texte, wie zum Beipiel der folgende Roman von Ottmar Miles-Paul, ist in der bidokbib zu finden: Zündeln an den Strukturen. An dieser Stelle vielen Dank an den Autor Ottmar Miles-Paul, dass er uns seinen Roman zur Verfügung gestellt hat!
Cover des Buches: Ein Zündholz-Häuschen brennt
Cover des Romans "Zündeln an den Strukturen"; © Ottmar Miles-Paul
Inhalt des Buches:
Im Buch geht es darum, dass eine Gruppe von Aktivist:innen der Behinderten-Bewegung Probleme mit dem Werkstätten-System hat. Sie setzt eine "geschützte Werkstätte" in Brand, um gegen die Unterdrückung von Menschen mit Behinderungen zu protestieren. Die Aktivist:innen sind der Überzeugung, dass die Schließung der Werkstätten dazu führen würde, dass Menschen mit Behinderungen besser in den Arbeitsmarkt integriert werden.

Der Roman stellt die Frage, was passieren würde, wenn es keine Werkstätten mehr gäbe, und zeigt die Realität vieler Menschen mit Behinderungen auf. Er ist gut zu lesen und betont die Bedeutung von Selbstbestimmung und Protest.
Infos zum Autor:
Ottmar Miles-Paul ist 1964 in Baden-Württemberg in Deutschland geboren. Er studiert von 1985 bis 1990 in Kassel und kommt während eines Aufenthaltes in Berkeley (bei San Francisco, USA) in Kontakt mit der Behinderten-Politik der USA.

"Ottmar Miles-Paul engagiert sich seit über vierzig Jahren für die Rechte behinderter Menschen. Als Redakteur des Online-Nachrichtendienstes zu Behindertenfragen, den kobinet-nachrichten, berichtet der selbst Seh- und Hörbehinderte fast täglich über Aktivitäten der Behindertenpolitik und Behindertenarbeit.

Bisher hat er hauptsächlich Fachbücher und Fachartikel veröffentlicht. Im Hinblick auf die aktuelle Diskussion über die Beschäftigung in Werkstätten für behinderte Menschen weit unter dem Mindestlohn hat er diesen Roman verfasst.

In seinem Nachwort ordnet der langjährig aktive Streiter für die Menschenrechte behinderter Menschen die Entstehung des Buches und die aktuellen Entwicklungen für menschenrechtsorientierte Arbeitsmöglichkeiten für behinderte Menschen ein."

Ottmar Miles-Paul war Landes-Behindertenbeauftragter von Rheinland-Pfalz in Deutschland und ist seit vielen Jahren Vorsitzender des Vereins kobinet. 2018 erhielt er die Carl-von-Ossietzky-Medaille vom Berliner Verein Internationale Liga für Menschenrechte.

(Quellen: kobinet-Nachrichten, Internationale Liga für Menschenrechte, Zündeln an den Strukturen)
Hier finden Sie den QR-Link zum Roman in der bidokbib. Alternativ finden Sie den direkten Link bei "Neues aus der bidokbib".
Links:

3. Selbst-Bestimmung: Urteil des OGH

Der Oberste Gerichtshof in Österreich (OGH) hat ein richtungs-weisendes Urteil gefällt: Menschen mit Behinderungen müssen nicht beaufsichtigt werden.

Ein junger Mann mit Lern-Schwierigkeiten hat über viele Monate mit Assistent:innen der Lebenshilfe Tirol den Weg zu einem Lebensmittel-Geschäft trainiert. Ziel war es, den Weg selbständig gehen zu können. An einem Tag, als er bereits allein unterwegs war, kam es leider zu einem Unfall. Der junge Mann wurde beim Überqueren der Straße schwer verletzt. Ein Auto hatte ihn angefahren. Die Beifahrerin des Unfall-Fahrzeugs verklagte die Lebenshilfe auf Schaden-Ersatz, da sie glaubte, die Aufsichts-Pflicht sei verletzt worden.

Nach einem langen Rechts-Streit hat der OGH entschieden, dass die Unterstützung der Lebenshilfe keine dauerhafte Aufsichts-Pflicht beinhaltet.
Vorder-Ansicht des prunkvollen Justizpalastes in Wien. Baustil: Neorenaissance.
Sitz des OGH im Justizpalast in Wien; © CC0 (Peter Gugerell)
Menschen mit Behinderungen haben das Recht auf Selbstbestimmung und dürfen nicht (rund um die Uhr) überwacht werden. Das Urteil stärkt die Rechte von Menschen mit Behinderungen und betont die Bedeutung ihrer Autonomie.

Der schwer verletzte Mann hat sich mittlerweile von seinen Verletzungen gut erholt.

(Quellen: BIZEPS, OGH)

4. Studie des Monitoring-Ausschusses: Wohnen

Der Tiroler Monitoring-Ausschuss fördert, schützt und überwacht die Behindertenrechts-Konvention der Vereinten Nationen (UN-BRK). In einer aktuellen Studie hat sich der Ausschuss mit dem selbstbestimmten Wohnen von Menschen mit Behinderungen in Tirol befasst und einen Bericht geschrieben.
Steh-Plakat mit dem Logo des Landes Tirol, sowie dem Text: Tiroler Monitoringausschuss zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen.
Steh-Plakat des Tiroler Monitoring-Ausschusses; © bidok & Lukas Kindl
Die meisten Menschen in Österreich leben mit ihrer Familie oder allein. Anders ist das bei Menschen mit Behinderungen: Der Bericht zeigt auf, dass viele Menschen mit Behinderungen gemeinsam in Gruppen leben (müssen). Dabei haben sie meist wenig Einfluss auf die Auswahl oder Anzahl ihrer Mitbewohner:innen oder überhaupt auf die Wohn-Situation. Für Menschen mit hohem Unterstützungs-Bedarf gibt es häufig keine Alternative zum Leben in vollbetreuten Einrichtungen.
Fremd-Bestimmung statt Selbst-Bestimmung
Menschen, die in Einrichtungen leben, erfahren Einschränkungen in ihrer Selbst-Bestimmung. Im Alltag müssen sie sich an Regeln und Vorgaben der Einrichtungen halten. Ein Speiseplan verhindert etwa häufig eine freie Wahl bei der Ernährung. Außerdem gibt es begrenzte Möglichkeiten, die Freizeit und den Urlaub zu gestalten.

Viele Menschen mit Behinderungen erleben Barrieren in ihrem Alltag, sei es in der räumlichen Umgebung oder durch soziale Barrieren, wie etwa mangelndes Verständnis von Menschen ohne Behinderungen. Die Sexualität wird in vielen Fällen unterdrückt oder kann gar nicht ausgelebt werden.

Soziale Netzwerke sind von großer Bedeutung: Viele Menschen mit Behinderungen wünschen sich mehr Kontakte und Aktivitäten außerhalb ihrer Wohn-Situation. Es gibt Bedarf an mehr individuellen Wohn-Modellen für Menschen mit hohem Unterstützungs-Bedarf und den Wunsch nach mehr Barriere-Freiheit. Die Herausforderungen von erwachsenen Menschen mit Behinderungen, die bei ihren älter werdenden Eltern leben, werden ebenfalls angesprochen.
Was muss sich in Tirol ändern?
In Tirol müssen verschiedene Maßnahmen umgesetzt werden, um Menschen mit Behinderungen beim selbstbestimmten Wohnen gemäß der UN-BRK zu unterstützen. Dazu gehören etwa:
  • Abbau aller Arten von Barrieren, einschließlich kommunikativer, sozialer und finanzieller Barrieren.

  • Information der Öffentlichkeit über die Rechte von Menschen mit Behinderungen: Die Gesellschaft muss etwa verstehen lernen, dass Einrichtungen, in denen ausschließlich Menschen mit Behinderungen wohnen oder arbeiten, eine Diskriminierung darstellen.

  • De-Instutionalisierung umsetzen: Das bedeutet, dass Einrichtungen geschlossen werden sollen und Menschen mit Behinderungen selbst darüber entscheiden wo, wie und mit wem sie wohnen wollen.

  • Recht auf Partnerschaft und Sexualität sowie Bereit-Stellung entsprechender Unterstützungs-Dienste.

  • Ausbau inklusiver Bildung und bedarfs-gerechter familien-entlastender Dienste.

  • Aufbau und Unterstützung sozialer Netzwerke, einschließlich Selbst-Vertretungs- und Peer-Beratungs-Organisationen.

  • Ausbau der Beschwerde-Möglichkeiten und Stärkung der Behinderten-Anwaltschaft.

(Quelle: Tiroler Monitoring-Ausschuss)
Weitere Links:

5. Serien-Tipp: "Latecomers"

Wir möchten auf folgende australische Mini-Serie aufmerksam machen: "Latecomers" bedeutet auf Deutsch soviel wie "Spätzünder".

Die Serie beschäftigt sich zentral mit dem Thema Sexualität und Behinderung. Sie ist "ehrlich, lustig und frei von Ableismus" (arte.tv).
"Nur wenige Werke wagen es, das Sexualleben von Menschen mit Behinderung als Thema aufzugreifen. "Latecomers" tut dies ohne falsche Scham und spielt auf subtile und humorvolle Weise mit Klischees – vielleicht gerade deshalb so erfrischend und authentisch, weil Angus Thompson, der Frank hervorragend verkörpert, auch als Co-Drehbuchautor fungiert. Haben Sarah und Frank, die sich danach sehnen, endlich sexuelle Erfahrungen zu machen, dieselben Wünsche und Erwartungen? Sie sucht nach Erfüllung, er nach Genuss. Trotz ihrer Unterschiede verbindet sie das Gefühl der Ablehnung jeglichen Mitleids. Die Sexualität, von der sie träumen, verkörpert für sie auch einen Ausweg aus dem reduzierenden Blick, den die Gesellschaft auf sie richtet. Getragen vom Spiel eines sehr stimmigen Darstellerquartetts, ist diese Serie eine ebenso fröhliche wie eindringliche Einladung, unsere Vorurteile in Frage zu stellen." (arte.tv)

"Latecomers" wird original auf Englisch mit deutschen Untertiteln gezeigt und ist auf arte.tv bis 14. März 2025 verfügbar.
Link zur Serie:

6. bidok Öffnungszeiten: Erreichbarkeit

Die bidok Lernplattform kann während den Osterferien nur in dringenden Fällen betreut werden. Wir entschuldigen etwaige Verzögerungen bei Anfragen.

Die bidok Leitung und der Bereich Öffentlichkeitsarbeit machen von 22. April bis 10. Mai Pause. Wir bitten um Verständnis, falls es dadurch zu Verzögerungen kommen sollte. Die E-Mail-Liste der Inklusions-Forscher:innen wird einmal wöchentlich betreut!

7. Rückschau: bidok bei der 37. IFO in Graz

Bericht der studentischen Mitarbeiterin Josefine Nordmann: Die diesjährige Tagung der Inklusions-Forscher:innen (IFO) fand vom 26. Februar bis 1. März in Graz statt. Projekt-Leitung Mag.a Andrea Urthaler und die studentische Mitarbeiterin Josefine Nordmann waren für bidok vor Ort.
Selfie von Andrea und Fine bei der IFO in Graz. Im Hintergrund ein schöner, großer Saal und eine Leinwand für Vorträge.
Andrea Urthaler und Hannah Josefine Nordmann bei der IFO 2024 in Graz; © bidok 2024
Hauptthema der IFO war, wie Inklusion und Resilienz in lernenden Systemen verankert sind und wie die Inklusion von Menschen mit Behinderungen vorangetrieben werden kann.

Jeden Tag wurden viele spannende Vorträge zu diesen Themen gehalten. Der erste Leit-Vortrag (Keynote) von Prof.in Dr.in Kyriaki „Kiki“ Messiou und Prof. Melvin „Mel“ Ainscow zeigte, dass durch die Teilhabe der lernenden Schüler:innen an Lehrprozessen der Ort Schule zu einem inklusiveren Ort gemacht werden kann.

Die Keynote von Prof.in Dr.in Kerstin Merz-Atalik schloss die IFO gelungen ab, indem dargestellt wurde, dass inklusive Bildung nur durch ein Zusammenwirken aller Akteur:innen des Bildungs-Sektors möglich ist.

Es wurde deutlich, dass das Bildungs-System nur Resilienz (Umgangs-Fähigkeit) entwickeln und inklusiv sein kann, wenn sowohl Lehrende, als auch Lernende und weitere Akteur:innen in den Bildungs-Prozess miteingebunden werden.

Mit viel neuem Wissen, einer neuen Perspektive auf Inklusion und Resilienz von/in Bildungs-Systemen und nach spannendem Austausch fuhren wir entspannt zurück nach Innsbruck.

Die nächste IFO findet dann 2025 in Köln (Deutschland) statt.
Weitere Links:
Was macht bidok? bidok setzt Projekte zu Inklusion und Behinderung um und stellt eine frei zugängliche digitale Bibliothek mit barrierefreien Texten zur Verfügung.



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